// Datum / Date: Mittwoch, den 15. Juli 2009
// Zeit / Time: 21.00 Uhr
// Dauer / Duration: ca. 120 min
// Film Sprache / language: German
Die fünfte Ausgabe der Reihe SCREENING IN GENERAL zeigt nicht nur den legendären Film Rocker (1972, 85 Min) von Klaus Lemke. Die Autorin Brigitte Werneburg gibt außerdem Einsicht in die Motive, die zur Herausgabe ihres Buches Inside Lemke führten und in die Widersprüche, die dabei zu Tage traten. Veröffentlicht 2006, versammelt die Publikation Interviews, Texte und Drehberichte mit und über Lemke, der so gender-politisch unkorrekt wie obsessiv low-budget "Working-Class-Filme" (Lemke) mit Laiendarstellern -oft auch für das deutsche Fernsehen- drehte.
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"Das ist schlimmes Kunstgewerbe, wenn man das mal durchdekliniert, oder? Immer so im Preisträgerstil. Bei den Schriftstellerinnen geht’s um Mami, Migräne und Magersucht. Bei den Jungs um die neue Nation, diese gekämmten Jungs da heute im Feuilletonbetrieb, das sind so ganz besonders rebellische Klappstühle. Aber der frühe Wondratschek war cool, der Peter F. Brinkmann war cool, großartig – aber er war mir auch zu depressiv, ich möchte da nicht immer dieses Gejammer um mich haben. Das Milieu in Hamburg ist cool. Der Kiez. Die Rocker. Das hat sich seit Ewigkeiten nicht verändert."
Also, die Sprache des Kiez . . .
" . . . die Mädchen und Jungs in Hamburg sprechen dieses sehr feine Rockerdeutsch, das sind nur so ein paar Strichcodes, die blendend schön klingen!"
"Schauspieler sind irre langweilig, finden Sie nicht? Das ganze System dahinter ist so entsetzlich langweilig. Dass die sich da einen Stoff überstülpen, der nicht ihrer ist, sich zum Sklaven eines Regisseurs machen und dann über ihre Figur schwätzen, wie sie die angelegt haben, wie sie sich da in was reingelesen und sich was angeeignet haben. Sinnlos und prätentiös. Ich interessiere mich nicht für Schauspieler. Ich brauche richtige Menschen. Menschen mit Geschichten."
Seit vielen Jahren drehen Sie nur mit Laien. Ist das der Kniff fürs Amüsement? Oder sind bei den anderen Filmen einfach die Drehbücher so ein Mist?
"Vieles ist Mist. Originär deutsche Filme haben ja noch schlimmere Dialoge als amerikanische Filme, die nur schlecht auf Deutsch synchronisiert wurden. Dann ist da das ganz große deutsche Ding: der Subventionswahnsinn! Diese Subventionierei macht aus jedem Film ein erstklassiges Begräbnis. Man sollte diesen Subventionshaushalt sofort stoppen, nicht nur beim Film, auch beim Theater. Auf diese Art entsteht ein fettes Versorgungssystem. Aber keine Kunst, die es ernst meint – und die sich von selbst ihr Publikum sucht."
(Aus einem Interview mit Klaus Lemke von Rebecca Casati und Alexander Gorkow vom 27. Mai 2005 in der SZ am Wochenende.)
Bild: Fotoaufnahme von den Dreharbeiten zu Rocker, Hamburg 1972.
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