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In residency: Ralf Baecker "irrational computing" |
Für eine Projektresidenz in von Sommer bis Herbst 2011 hat DOCK e.V. mit Unterstützung der Schering Stiftung den seit kurzem in Berlin lebenden Künstler Ralf Baecker eingeladen, bei GP ein neues Projekt zu entwickeln. Der ehemalige Absolvent der Kölner Kunsthochschule für Medien ist vor allem mit künstlerischen Arbeiten hervorgetreten, die auf interessante Weise eine Verbindung von Kunst und Wissenschaft aufweisen. In 2010 wa er Stipendiat des Oldenburger Edith-Ruß-Hauses für Medienkunst.
Sein neues künstlerisches Forschungsprojekt - "irrational computing" - untersucht und nutzt die unterschiedlichen Eigenschaften von Kristallen, Mineralien und anderen natürlichen Elementen und verbindet diese zu einer digitalen Signalverarbeitungsmaschine – er baut quasi aus diesen Materialien eine primitive / makroskopische CPU, die zentrale Verarbeitungseinheit eines Computers. Moderne Mikroprozessoren sind in ihrer Materialität längst nicht mehr erfassbar, extreme Miniaturisierung und Black-Box-Aufbau entziehen sich visueller Deutung. Baecker konzentriert sich in seiner neuen Arbeit auf die Umkehrung dieser Miniaturisierung und auf die Materialdimensionen und Qualitäten digitaler Vorgänge. Baeckers ästhetischer Ansatz ist es, ausschließlich rohe bzw. natürliche Elemente zu verwenden.
Aufgrund der unterschiedlichen elektrischen Eigenschaften der von ihm zu untersuchenden Materialien wie verstärken, gleichrichten, verdichten und filtern ist es ihm möglich, eine Art "Urprozessor" zu entwickeln. Zum Beispiel glühen oder leuchten Phosphor, Wolfram oder Siliziumkarbid bei Stromdurchfluss, oder man kann durch spezifische Modifikationen natürlich vorkommender Kristalle wie Germanium, Pyrit oder Silizium halbleitende Eigenschaften erzeugen. Durch eine gezielte Verschaltung der Materialien und Teile seines "Versuchsaufbaus" entsteht eine prozessierende Collage, deren Output eine sich ständig ändernde Topographie aus glimmenden/leuchtenden Fragmenten bzw. Linien ist. Ralf Baecker wird aber auch punktuell Signale dieser Schaltung abnehmen und über Kopfhörer/Lautsprecher verstärkt wiedergeben. Der Betrachter wird so in die Lage versetzt, akustisch in die komplexen Vorgänge innerhalb eines Makroprozessors einzutauchen.
Das Projekt entspricht einer extremen Zoombewegung in die kleinsten "physikalischen" Einheiten digitaler Prozesse. An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen, dass digitale Systeme in ihrer Funktion logisch und rational konzipiert sind. Jedoch beruht die unterste physikalische bzw. elektrotechnische Ebene (Kristalle mit halbleitenden Eigenschaften) auf Quantenmechanischen also statistischen bzw unvorhersehbaren Vorgängen. Die moderne Computertechnologie hat sozusagen das Chaotische gebändigt bzw. domestiziert. Durch diese Betrachtungsweise entsteht eine Lücke zwischen unseren Vorstellungsbildern digitaler Vorgänge und der physikalischen Vorgänge.
"irrational computing" versucht an dieser Stelle das Gegenteil. Es werden sozusagen die chaotischen und zufälligen Qualitäten dieser Materialien verstärkt. Das Verhalten der zu bauenden Maschinen-Installation soll zwischen den beiden Polen "genau" und "chaotisch" changieren.
Die Ergebnisse von Baeckers künstlerischer Forschung werden in Form einer inszenierten Materialtopographie im Projektraum der Schering Stiftung im Oktober bis Dezember 2011 erstmals präsentiert.
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> June 18, 2011
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