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Autofocus {and meantime belongs to becoming} |
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Autofocus { and meantime belongs to becoming }
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Ulf Aminde, Astali/Pierce, Manon Bellet, Mariana Caló & Francisco Queimadela, Discoteca Flaming Star, Jeremiah Day, Kane Do, Sophie Hamacher, Hervé Humbert, Eva Meyer Keller, Annette Kisling, Stephanie Kloss, Käthe Kruse, Heimo Lattner, Marie-josé Ourtilane, Andreas Schimanski, Michael Schultze, Elke Marhöfer, Jonathan Monk, Martina Wolf
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Kuratiert von den Members of the General Public
Heimo Lattner, Marie-josé Ourtilane und Michael Schultze
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Eröffnung: 1. September, 19 Uhr
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2. - 12. September 2011
Öffnungszeiten 3., 4., 8., 9., 10. Sept. 15 - 19 Uhr
und nach Vereinbarung: 0175-211 55 834
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Umwälzungen in Nordafrika, tumultartige Verwerfungen der Geldwirtschaft, Natur- mit beigestellten Atomkatastrophen, Schuldenkrisen, all diese Ereignisse in den täglichen Blättern: wie aus dem Nebel oder aus einer Unschärfe heraus treten diese Momente einer kommenden Geschichte auf uns zu.
Scheinbar aus dem Nichts erscheinen sie aus dieser Unschärfe und rasten in einem spontanen Moment einer Scharfstellung in unser Bewusstsein ein, in den Lauf der Welt.
Der Begriff, mit dem alle diese Ereignisse sich in der medialen Öffentlichkeit tarnen, ist der der Krise. Dieser Begriff scheint recht präzise einem hypochondrischen Kapitalismus zu entsprechen, wir nehmen ihn ernst und umarmen ihn.
Was uns daran interessiert ist das Aufblitzen des zentralen Zeichens dieser Rede: dem unwillkürlichen Scharfstellen in ein Ereignis hinein, dass alles um sich herum in Unschärfe fallen lässt. Als Bild hierfür bietet sich das spontane Fokussieren des Autofokus mit seiner schmalen scharf umrissenen Zone und dem weiten Teil der Unschärfe dankend an.
In diesen Zeiten einer Rhetorik sich ablösender Krisen, in der die Rede von der Verknappung (in den diversen „Schuldenkrisen“) eine Maßlosigkeit der Ökonomie offenbart, und unscharfes Kapital hysterisch neue Orte der Sicherheit und der Akkumulation sucht, scheinen uns die Fragen nach dem Moment des Aufscheinen der unscharfen Ränder des gemeinschaftlichen notwendig: Die Rhetorik der Krise kennt weder Vor- noch Nachher, sie ist die Leerstelle eines Wissens um Kontinuität, sie ist die Momentaufnahme mit Blitz einer leer laufenden Welt. Nur erinnert als verblasstes Blatt in einem Notizbuch, als ein unscharfes Bild in einem Familienalbum.
Die versammelten Künstler ziehen ihre Argumente, ihre Methoden und ihr Vorgehen nur im aller weitesten aus dieser Thematik: allen gemeinsam ist jedoch ein Vorgehen in der der Nebel genauso eine Rolle spielt wie der Tunnel (am Ende ein Licht?). Stillstand, Plötzlichkeit, leises Fallen und unscharfe Ränder, selbst die Geologie spielen eine Rolle.
Auch darum die letzte Station, die erste Station: Geologie. Endloses Freilegen, Bewegungen in höchster Zeitlupe. Darauf, auf der Tektonik der Erdkruste der Mensch in seiner Notwendigkeit das bestehende zu Ändern. Vor dem Ereignis: die Naturgeschichte. Nach dem Ereignis: die Unschärfe der Geschichte. (Es besteht eine Relation zwischen der Geologie, der unendlich langsamen Bewegungen der Erdgeschichte und der sprunghaften, eruptiven Gewalt des Ereignisses das ihr Bild in dem blitzschnellen Autofokus einer Kamera findet).
Noch einmal: Die Rhetorik der Krise belässt einen immerzu im unscharfen, sie findet statt in jenem Schärfepunkt eines plötzlichen, unmittelbaren, ungeheuer aktuellen Jetzt. So belässt sie uns im unklaren über ihre Herkunft und ihre mögliche Lösung, sie ist wesentlich undialektisch und auf verschlingende Konsumtion dieses seltsam lähmenden wie ergreifenden Spektakels gerichtet. Abgelöst nur von jenem nächsten Ereignis, der nächsten Krise, die die Vorherige wieder in die milde Unschärfe eines vorher entlässt. Im Konsum der Krise ähneln wir den konsumaffinen looters der englischen Insel, die den sozialen Protest in ein Fest der Konsumtion verwandelten. Plündern wir doch auch in der Wahrnehmung der vielfältigen Krisen den Moment der Schärfe des gnadenlosen Jetzts, und feiern mit Angstlust darin ebenso ein Fest der Vernichtung: Der symbolischen Werte (Nordafrika), der realen Werte (in den vielfältigen ökonomischen „Krisen“) - und vielleicht des Begriffs von Wert schlechthin.
Warum ist nun die Geologie in diesem Zusammenhang interessant? Sie ist das Modell dass der neuen Unschärfe beigestellt ist, und darin ist sie durchaus Janusköpfig. Wir sehen den Übergang von Geschichte in Geologie (in Naturgeschichte) mit einer faszinierten Skepsis zu. Robert Smithson, der in dieser Ausstellung als einer der Paten agiert, versuchte der Geologie (noch) eine revolutionäre Kraft abzugewinnen als ein Modell des großmaßstäblichen in Aufbau und Verfall, als einem Versuch die Dialektik in diesen ungeheuer langsamen Prozess hineinzuadieren. Das Modell der Geologie dient uns als ein unendlich stillgestelltes Lager. Kaum merklich bewegt dieses sich. Demgegenüber: der Sprung. Das abrupte Aufscheinen des Ereignisses, das ins Licht stellen des entscheidenden Moments. Aus der Unschärfe heraus löst sich ein Bild - das Ereignis. Was passiert nun in dem Bereich der vor und hinter einem Ereignis liegt?
Dieser Frage wegen spielen wir das Ereignis gegen die (endlose) Zeit aus. Wir rechnen die Unschärfe in das jetzt hinein. Wir betrachten die Geologie als dialektischen Prozess. Und unabhängig von der gezeigten Kunst, die Vielfältig diese Fragen umklammert, stehen wir ratlos einer Ereignisshaftigkeit der Welt gegenüber, die, wie ein Zoomobjektiv den Fokus sucht, von Fukushima nach Griechenland zu den Ökonomischen Verwerfungen springt und die unsere neue Erdkruste markiert.
Michael Schultze
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> September 01, 2011
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